Psychotrauma Täter-Opfer-Dynamik
Traumata sind existenzbedrohende und psychisch überwältigende Erfahrungen. Unbearbeite Traumata verhindern ein Durchbrechen der Täter-Opfer-Dynamik und Muster werden als Überlebensstrategie suchtartig wiederholt. Wie kommt es dazu?
Voranstellen möchte ich, dass ich mich in meinen Ausführungen auf Veröffentlichungen von Professor Franz Ruppert beziehe. Franz Ruppert ist u.a. psychologischer Psychotherapeut lehrt und arbeitet in München. Er gilt als einer der führenden Traumaforscher und Traumatherapeuten.
Täter-Opfer-Dynamik (T-O-D)
Zum Verständnis der Täter-Opfer-Dynamik (T-O-D) ist es nötig sich klar zu machen, dass sowohl Opfer als auch Täter eine traumatische Erfahrung machen. Für beide gilt, dass Ereignisse, die sie jeweils als Opfer oder Täter erleben, einen traumatischen Charakter haben und ein Trauma hinterlassen können.
Trauma-Opfer zu sein bedeutet, dass wir Schaden an Körper oder Psyche erleiden. Dieser Schaden kann durch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Lawinen, Tsnuamis oder Krankheiten ausgelöst werden, aber auch durch Menschen oder andere Lebewesen. Für letztere gilt, dass die Tiefe der psychischen Schädigung mit dem Grad an Liebe und Abhängigkeit zum Täter deutlich zunimmt. Die Schädigung durch die eigenen Eltern hinterlässt die schwersten Traumata.
Trauma-Täter zu werden bedeutet anderen körperlichen oder seelischen Schaden zugefügt zu haben. Entweder durch eine Tat wie z. B. Mord oder andere Gewalt oder aber durch Unterlassung. In dem ich Zeuge geblieben bin ohne einzugreifen (Mit-Täter) oder eine schädigende Entwicklung bewusst geschehen lassen habe. Dies kann direkt, bewusst und systematisch gewesen sein oder indirekt, unbewusst und versehentlich.
Unaufgelöste Trauma führen meist zu suchtartigem Wiederholen von bestimmten Mustern, Genauso kann sich aufgestaute Wut an Unschuldigen entladen. Opfer werden hierdurch selbst zu Tätern. Dies bedeutet nicht viel weniger, als dass Täter häufig in ihrer Vergangenheit selbst Opfer gewesen sind. So sind viele Täter sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit selbst Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Wir sprechen von einer Täter-Opfer-Dynamik. Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen!
Es mag Menschen auf dieser Welt geben oder gegeben haben, die ohne Trauma durch ihr Leben gekommen sind. In der Regel sprechen wir aber eher von einer Traumbiografie. Also von einer Vielzahl an Geschehnissen, die in unserem Leben mehr oder minderschwere Traumata hinterlassen haben.
Allen Tramata gemein sind Ereignisse extremer Existenz- oder Todesängste oder auch heftiger Wut, Scham oder Ekelgefühle. Das Überleben wurde gesichert durch Verdrängen und seelischer Abspaltung. Das Ereignis wird dissoziiert wahrgenommen, um die Trauma-Anteile nicht spüren zu müssen. Gesunde Ich-Anteile bleiben erhalten. Gleichzeitig mit der Spaltung entwickeln wir eine Überlebensstrategie, die vor allem mit dem Trauma-Anteil eine fragile Balance eingeht und sehr wachsam Entwicklungen meidet, die mit dem abgespaltenen Trauma-Anteil in Verbindung gebracht werden können.