Die Adverse Childhood Experiences (ACE) Studie ist eine groß angelegte Studie zu den Zusammenhängen von körperlich-seelischer Gesundheit auf der einen, sowie traumatischen Kindheitserfahrungen auf der anderen Seite. Bereichte von über 17 000 Erwachsenen der amerikanischen Mittelschicht wurden hierzu untersucht. Es finden sich vielfältige Belege für eine Reihe zentraler psychotherapeutischer Annahmen.
In der ACE-Studie werden zehn häufige Kategorien (s. u.) traumatischer oder gewalttätiger Kindheitserfahrungen mit dem aktuellen Gesundheitszustand der mittlerweile Erwachsenen in Beziehung gesetzt.
Trotz der großen Zeitspanne (ca. 50 Jahre) haben diese Erfahrungen noch einen tiefgreifenden Einfluss auf die Betroffenen. Es fanden sich der Studie zufolge enge Zusammenhänge zwischen der Anzahl der Kategorien der belastenden Kindheitserfahrungen und späteren Gesundheitsrisiken, körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen.
Als Ergebis hat die Studie deutlich eine Verbindung zwischen Traumatisierung in der Kindheit einerseits und Krankheiten im Erwachsenenalter andererseits gezeigt. Diese Ergebnisse verweisen darauf, dass eine Ursache-Wirkungsbeziehung besteht zwischen dem, was in der Kindheit nicht gesehen wurde, und dem, was in der Erwachsenenmedizin und im Sozialverhalten häufig gesehen wird.
Die berücksichtigten Kindheitstraumata
Im Folgenden sind die zehn in der ACE-Studie untersuchten Kindheitstraumata aufgeführt. Die Fragen (hier ins Deutsche übersetzt) wurden den Teilnehmern der ACE-Studie gestellt. Alle Fragen beziehen sich dabei auf Ereignisse, die bis zum 18. Lebensjahr stattgefunden haben.
(1) Körperliche Misshandlung
„Hat Dich ein Elternteil oder ein anderer Erwachsener im Haushalt oft oder sehr oft gepackt, geschlagen oder etwas nach Dir geworfen oder so hart zugeschlagen, dass Du Spuren davon getragen hast oder verletzt wurdest?“
(2) Sexueller Missbrauch
„Hat ein Erwachsener oder eine Person, die mindestens 5 Jahre älter war als Du, Dich angefasst oder begrapscht oder Dich dazu gebracht, den Körper in sexueller Weise anzufassen oder hat oraler, analer oder vaginaler Sexualverkehr stattgefunden bzw. wurde dieses versucht?“
(3) Emotionaler Missbrauch
„Hat Dich ein Elternteil oder ein anderer Erwachsener im Haushalt oft oder sehr oft beschimpft, beschuldigt, niedergemacht oder gedemütigt oder so gehandelt, dass Du Angst hattest, körperlich verletzt zu werden?“
(4) Körperliche Vernachlässigung
„Hast Du Dich oft oder sehr oft so gefühlt als hättest Du nicht genügend zu Essen, als müsstest Du schmutzige Kleidung tragen oder hattest niemanden, der Dich beschützt oder Deine Eltern waren zu betrunken oder zu high um sich um Dich zu kümmern oder um Dich zu einem Arzt zu bringen, wenn es erforderlich war?“
(5) Emotionale Vernachlässigung
„Hast Du Dich oft oder sehr oft so gefühlt als ob Dich niemand in Deiner Familie liebt oder denkt, Du wärst wichtig oder besonders oder Deine Familienmitglieder haben sich nicht umeinander gekümmert, hatten keine Nähe zueinander oder haben sich nicht gegenseitig unterstützt?“
(6) Häusliche Gewalt gegenüber der Mutter
„Wurde Deine Mutter oder Stiefmutter oft oder sehr oft geschubst, gepackt, geschlagen oder wurde sie mit etwas beworfen oder getreten, gebissen, mit der Faust oder mit einem harten Gegenstand geschlagen oder mehrfach für einige Minuten geschlagen oder mit einem Messer oder einer Schusswaffe bedroht?“
(7) Suchtmittel-Missbrauch im Haushalt
„Hast Du bei jemandem gewohnt, der Alkoholprobleme hatte oder andere Drogen missbraucht hat?“
(8) Psychische Erkrankungen im Haushalt
„War ein Familienmitglied depressiv oder psychisch krank oder hat ein Familienmitglied einen Selbstmordversuch unternommen?“
(9) Trennung / Scheidung der Eltern
„Waren Deine Eltern jemals getrennt voneinander oder geschieden?“
(10) Inhaftierung eines Familienmitgliedes
„War ein Familienmitglied im Gefängnis?“
Es gibt selbstverständliche weitere und schwerwiegende Kindheitstraumata wie z. B. der Verlust eines nahestehenden Verwandten oder des Mitbekommens des Missbrauchs eines Geschwisters. Doch beschränkte sich die Studie auf die zu diesem Zeitpunkt häufigsten Kategorien.
Die Ergebnisse der ACE-Studie
Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Kindheitstraumata kommen oft und in allen Bevölkerungsschichten vor
- Traumatisierungen in der Kindheit haben einen deutlichen Einfluss auf die spätere Gesundheit
- Je mehr Arten von Kindheitstraumata erlebt wurden, desto größer ist der negative Einfluss auf die spätere Gesundheit
In der ACE-Studie weisen fast zwei Drittel der untersuchten Personen mindestens ein Kindheitstrauma auf (ACE-Score > 0). Bei 12,5 Prozent der Personen (jeder Achte!) bestanden sogar vier oder mehr Traumatisierungen in der Kindheit.