Methoden der tiefendynamisch orientierten Psychotherapien, wie zum Beispiel aus der Gestalttherapie, sind als einige der wenigen dazu geeignet alle Ebenen einer Bewusstseins- oder Persönlichkeitspyramide, wie sie von Robert Dilts oder Ken Wilber entwickelt wurden, therapeutisch anzusprechen.
Robert Brian Dilts wurde am 21. März 1955 geboren ist Autor, Trainer und Berater im Bereich des Neurolinguistischen Programmierens (NLP). Ursprünglich gehörte er zur Arbeitsgruppe um die Gründer des NLP, Richard Bandler und John Grinder, und hat die, von diesen beiden entwickelte Methode des NLP, entscheidend geprägt und weiterentwickelt.
Ken Wilber geboren am 31. Januar 1949 in Oklahoma City ist ein US amerikanischer Autor im Bereich der von ihm entwickelten Integralen Theorie. Wilber schreibt vor allem über Psychologie, Philosophie, Mystik und Spirituelle Evolution und befasst sich mit der möglichen Zusammenführung von Wissenschaft und den Erfahrungen der Mystiker. Zu seinen in Deutschland bekanntesten Werken zählt „Mut und Gnade“, in dem er vom Tod seiner krebskranken Frau erzählt. Das hier beschriebene Bewusstseinsmodell stellte Wilber in seinem 1971 erschienen Buch „No Boundaries“ vor.
Dilts unterteilt die Ebenen der menschlichen Persönlichkeit zunächst in eine Ebene des Verhaltens und der Fähigkeit. Gemeint sind hier unter anderem Fähigkeiten des sozialen Verhaltens oder auch der beruflichen Fertigkeiten, die wir durch Training, Lernen oder auch Sozialisation erworben haben. Wilber beginnt in seinem Bewusstseinsmodell vom Menschen mit der Ebene der Persönlichkeit, die auf der Wechselwirkung von Ego und Schatten beruht, wobei die Schattenanteile hauptsächlich aus Projektionen bestehen.
Auf dieser Ebene arbeiten hauptsächlich sogenannte stützende Therapien, zu denen ausser tiefendynamisch orientierter Psychotherapien, z. B. auch Seelsorge zählt. Hier ist der Zuspruch entscheidend, jemanden zu haben der einem zuhört, dem ich mein Leid erzählen kann. Auf dieser Ebene wirkt aber auch Coaching mit gezielter Unterstützung für die Bewältigung des Alltags. Zum Beispiel wenn es sich um Verhaltenstraining für anstehende berufliche oder private Gespräche handelt.
Die darüber liegende Ebene umfasst bei Dilts Glaubenssätze, Werte und die eigene Identität. Mit Glaubenssätzen werden hier Verallgemeinerungen über Zusammenhänge, Bedeutungen und Grenzen bezeichnet. Auf dieser Ebene bestimmen in der Regel unsere Werte und Glaubenssätze wofür wir unsere Fähigkeiten und Verhaltensweisen einsetzen möchten. Besteht hier in unserem alltäglichen Handeln eine Diskrepanz, erleben wir dies häufig als tiefgreifende Unzufriedenheit oder zumindest beträchtliche seelische Spannungen, die nicht selten zum Burnout führen können. Für Wilber folgt auf die Ebene der Persönlichkeit, eine Ebene aus dem Zusammenspiel von Ego und Körper. Wir überwinden die Grenzen zwischen beiden und verstehen uns als einheitlichen Organismus, der aber noch nicht die eigene Integrität verläßt. Eigenes Erleben und Kontakt mit der Umwelt werden, trotz wechselseitiger Wirkung, als getrennt erfahren.
Auf dieser Ebene arbeiten neben tiefendynamischen Psychotherapien, wie die Gestalttherapie, auch die Psychoanalyse, kognitive Verhaltenstherapien oder NLP Coaching.
Verlassen wir die Grenzen des eigenen Körpers und treten mit der Umwelt in Kontakt oder nehmen Einflüsse aus der Umwelt in uns auf, betreten wir nach Wilber die Ebene der ganzheitlichen Wahrnehmung bzw. bei Dilts den Bereich der Zugehörigkeit. Wir vergegenwärtigen uns hier, unsere Interaktion mit der Umwelt und beginnen die Ganzheitlichkeit von Körper, Geist und Seele wahrzunehmen. Unter Zugehörigkeit versteht Dilts die Antwort auf die Frage, welcher Gruppe in meiner Umwelt ich mich zugehörig fühle oder fühlen möchte und wie ich diesen Kontakt assimiliere.
Diese Ebenen sind nur mit tiefendynamisch orientierten Psychotherapien zu erreichen, wie sie zum Beispiel die Gestalttherapie, die Gesprächstherapie nach Rogers oder auch die Bioenergetik darstellen. Auch Methoden der Hypnotherapie können unter Umständen hier ihre Wirkung entfalten.
Die oberste Ebene der Spiritualität bei Dilts ist vergleichbar mit der Ebene der Bewusstheit von Einheit bei Wilber. Transzendentale oder auch transpersonale Erfahrungen verlassen in der Regel den Bereich der Psychotherapie werden aber ermöglicht durch das Praktizieren fernöstlicher Weisheiten, Methoden der Meditation, der Mystik des Christentums, Judentums oder Islam und Naturreligionen.
Letztendlich haben beide Modelle gemeinsam, Menschen in der Entfaltung ihrer Ganzheit(lichkeit) zu unterstützen.