Ein alter Rabbi hatte nur noch einen Schüler. Irgendwann realisierte der Rabbi, dass er bald sterben würde. Seinen Abschied im Blick, fragte er seinen Schüler, was er sich von ihm noch wünsche. Der Schüler überlegte lange über diese Frage, bis er dann folgenden Wunsch an den Rabbi hatte. Er solle ihm, nach dem er gestorben war, doch bitte übermitteln, wie es nach dem Tod für ihn weitergegangen sei und was uns Menschen erwartet, wenn wir sterben. Der Rabbi verstand seinen Schüler gut und willigte schließlich ein. Wie von ihm selbst vorhergesagt, verstarb der Rabbi dann auch nach einer gewissen Zeit. Sein Schüler war überaus betrübt und traurig über den Verlust seines Lehrers und doch freute er sich ein wenig darauf, nun endlich zu erfahren, was nach dem Tod kommt.
Und so wartete der Schüler die erste Nacht. Nichts geschah. Er wartete eine Woche und auch in dieser Woche gab es keine Nachricht oder Zeichen von seinem Rabbi. Er wartete weiter einen Monat und ein Jahr, doch weder erschien ihm der Rabbi, noch erreichte ihn eine Botschaft seines alten Lehrers. Schließlich platzt ihm der Kragen und er wurde sehr wütend. So rief er dann laut und vehement adressiert an seinen Lehrers aus: „Wie konntest du nur dein mir gegebenes Versprechen so brechen?“ Da endlich erschien der Rabbi unmittelbar vor ihm und fragte, warum er so wütend sei. Der Schüler wiederholte seine Anklage und verwies auf seine lange und geduldige Wartezeit. Da fragte der Lehrer seinen Schüler: „Was genau habe ich dir versprochen?“. „Du wolltest mir sagen, was nach dem Tod kommt“, erwiderte der Schüler.
„Ganz genau“, sagte der Rabbi, „aber ich bin in eine neue Welt eingetreten und habe diese durchlaufen. Und dann kam eine weitere Welt und noch eine und noch eine. So bin ich denn bis heute noch nicht gestorben und konnte deine Frage bisher nicht beantworten“