Liebe

Ist Liebe Vergnügen, ist Liebe Heiterkeit? Nein, Liebe ist ständige Sehnsucht, Liebe ist unermüdlich, Liebe hofft geduldig, Liebe ist bereitwillige Hingabe, Liebe bezieht sich ständig auf Lust und Unlust des Geliebten, denn Liebe ist Hingabe an den Besitzer des eigenen Herzens; es ist die Liebe, die den Menschen lehrt: Du, nicht ich.

Liebe zu definieren ist wohl eine eher undankbare Aufgabe, denn jeder versteht die Liebe anders. Ich erinnere mich an viele kleine Cartoons mit der Überschrift, „Liebe ist…“, die zum Teil tiefsinnig, aber zum weitaus größeren Teil, zwar nett zu lesen, aber eher oberflächlich waren.

Die Worte Hazrat Inayat Khans hingegen berühren mich auf ganz sonderbare Weise und bringen eine Saite in mir zum klingen. Sie machen es mir nicht einfach, denn mein erster Impuls war: Klar, Liebe ist Freude, Leichtigkeit, Heiterkeit. Und hat nicht gerade Verliebtheit hiervon noch viel mehr? So regte sich zunächst Widerstand in mir: Etwas das ständige Sehnsucht bedeutet und unermüdlich ist. Etwas, das sich auf Lust und Unlust des Geliebten oder der Geliebten bezieht? Warum sollte ich mich auf so etwas einlassen? Wo bleibe ich dabei? Unzählige Gespräche mit Paaren kommen mir in Erinnerung, in denen sich mindestens einer beklagt über fehlende Aufmerksamkeit und ausbleibende Wertschätzung. Wir wollen gesehen, geliebt, gelobt, umworben werden. Und jetzt heißt es, soll ich mich hingeben an den Besitzer oder die Besitzerin des eigenen Herzens?

Ist wahre Liebe in einer Partnerschaft überhaupt möglich?

Wahre Liebe ist bedingungslos und wohl am ehesten zu vergleichen mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Egal was das Kind in Zukunft tun wird, die Mutter wird es – in der Regel – lieben und verteidigen. Ist denn solch eine Liebe in einer Partnerschaft überhaupt möglich? Wenn wir uns Liebe in der Partnerschaft als etwas vorstellen, das uns nicht zufällt, sondern um das wir uns bemühen können, dann schon. Wenn wir Liebe hier als Aufforderung verstehen, an uns selbst zu arbeiten, Hingabe zu praktizieren, um unser Selbst mehr in den Vordergrund und unser Ego mehr in den Hintergrund treten zu lassen, dann ganz sicher. Liebe in der Partnerschaft wird somit zur ständigen Herzensarbeit. Liebe als ein Weg zur konstruktiven Auseinandersetzung mit uns selbst und mit anderen. Es ist gerade dieser Kontakt, der es uns ermöglicht, uns selbst zu erkennen. „Es ist die Liebe, die den Menschen lehrt: Du, nicht ich.“

Doch wie soll das gehen?

Den Weg der Partnerliebe zu beschreiten, können wir durchaus lernen. Es sind Schritte hin zu gegenseitiger Wertschätzung, achtsamem Umgang mit den eigenen Gefühlen, Großzügigkeit und zur Einsicht, dass jede Krise eine Möglichkeit zur eigenen Reifung in sich trägt. Es sind Schritte hin zur ausgewogenen Zusammenarbeit und zur Balance zwischen unseren Bedürfnissen nach Autonomie und Verbundenheit. 

Gerne verweise ich an dieser Stelle auf die Möglichkeit sich auf diesem Weg Unterstützung zu suchen und auf meinen Vortrag am 24.2. um 18 Uhr in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar über „Gelingende Partnerschaften“.

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