Gleichwertigkeit ist eins der wesentlichen Funktionsprinzipien in der Paarbeziehung. Es ist häufig die eigene Intuition, die uns bei der PartnerInnenwahl eine gewisse Gleichwertigkeit beachten läßt. Im ersten Kontakt dient der Gesprächsinhalt meist einer möglichen und gegenseitigen Einschätzung dieser Gleichwertigkeit. Kann dieses Gefühl der Gleichwertigkeit erhalten bleiben, ist es ein wesentlicher Bestandteil glücklicher Beziehungen. Oder umgekehrt, geht diese Gefühl der Gleichwertigkeit im Laufe des Beziehungsalltags verloren, werden Beziehungen zunehmend als unglücklich erlebt.
Ein Gefühl der Gleichwertigkeit stellt sich ein, wenn sich beide PartnerInnen hinsichtlich ihres Selbstwertgefühls als ebenbürtig empfinden. Hierbei geht es nicht nur um Gleichberechtigung oder um Gleichsein im Verhalten und in der Funktion. Die Funktionen in einer Paarbeziehung sind meist sehr unterschiedlich und verändern sich. Gerade wenn Kinder geboren werden, werden die Rollen zwischen Kinderbetreuung, Haushalt und Erwerbstätigkeit neu aufgteilt.
Ein Gefühl des Selbstwertes entsteht aus ganz unterschiedlichen Kenntnissen oder Fähigkeiten. Vielen ist Stärke, Reichtum, Schönheit oder Intelligenz ein wichtiger Teil ihres Selbstwertes. Doch hängen wir unseren Selbstwert hierbei meist an vergängliche Attribute. Was passiert, wenn uns im Laufe des Lebens der Reichtum abhanden kommt oder im Alter Stärke verloren geht? Meist leidet unser Selbstwertgefühl dann erheblich. Ein stabiles Selbstwertgefühl hingegen speist sich daher eher aus persönlicher Reife, Fähigkeit zur Emphathie und Unterstützung anderer oder spirituelle Anbindung. Hinzu kommen Möglichkeiten zur Differenzierung und Reflektion der eigenen Rolle oder des eigenen Verhaltens. Je selbstbestimmter ich mein Leben leben kann, ohne durch unbewusste Verhaltensmuster eingeengt zu sein, um so höher wird auch mein Selbstwertgefühl sein.
Eine Differenzierung der eigenen Rolle wird meist dann erreicht, wenn wir beginnen uns bewusst mit uns selbst auseinander zu setzen. Häufig aufgrund einer eigenen Krise dazu gezwungen, fangen wir an, unser Leben und unsere Rolle darin zu hinterfragen. Wir beginnen an einem gewissen Punkt auch Dinge zu verändern und meist hilft uns eine Psychotherapie dabei.
Für die Paarbeziehung führt dies häufig zu einem Ungleichgewicht in der Gleichwertigkeit. Zugleich bedeutet dies eine beachtliche Belastung, denn meist beginnt nur ein Teil des Paares mit der persönlichen Auseinandersetzung, während der andere Teil in seinem Reifungsprozess stagniert und weiter verharrt. Da wir es aber vermeiden wollen, uns in einer Paarbeziehung zu bewegen in der keine Gleichwertigkeit vorhanden ist, gibt es nun zwei Möglichkeiten:
Entweder es setzt ein gegenseitiger Angleichungsprozess ein oder die Paarbeziehung wird in Frage gestellt.
Setzt sich ein Angleichungsprozess in Gang gibt es auch hier wieder zwei Möglichkeiten. Bestenfalls gelingt es dem in Stagnation befindlichen Teil seinen eigenen Prozess der Reifung wieder zu beschleunigen. Hierbei könnte eine eigene Psychotherapie unterstützen. Oder der Partner mit höherem Reifungsgrad versucht sich mittels Selbstsabotage nach unten anzugleichen. Dies führt dann dazu, dass wir ein Leben weit unter unseren Möglichkeiten leben.
Wird die Partnerschaft in Frage gestellt, vorallem ohne sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, kommt es vermehrt zu Spannungen. Der in seiner Entwicklung verharrende Teil weiß in der Regel nicht, wie ihm geschieht. Er oder sie macht ja nichts anders als bisher. Meist setzt sogar Empörung ein, verbunden mit dem Hinweis, dass es bis hierher doch immer gut gelaufen sei. Der in seiner Entwicklung voranschreitende Teil hingegen wird zunehmend ungeduldig und fühlt sich in seinem eigenen Prozess aufgehalten.
In jedem Fall ist es hilfreich oder sogar geboten, sich in dieser Situation selbst zu reflektieren und/oder professionell mittels einer Paartherapie unterstützen zu lassen.
Björn Rech
Diplom Ingenieur
Heilpraktiker für Psychotherapie
Gestalttherapeut & NLP Coach
Bergstraße 10
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