Biografie von Fritz Perls bis zur Begründung der Gestalttherapie
Innerhalb der Psychotherapien nimmt die Gestalttherapie eine besondere Stellung ein und wurde begründet von Fritz Perls. Fritz Perls wurde am 8. Juli 1893 als Friedrich S. Pearls im Berliner jüdischen Ghetto „Scheunenviertel“ geboren. Fritz‘ frühe Entwicklung wurde gefördert durch die Aufbruchstimmung in Berlin nach der Reichsgründung 1871. Seine Leidenschaft für Kunst und Theater fiel in eine Zeit, in der der Bau zahlreicher Museen und Theater in Berlin vorangetrieben wurde. So unter anderem 1894 das „Theater am Schiffbauerdamm“ in dem Fritz Perls Max Reinhardt spielen und erleben konnte.
Fritz’ Vater, Nathan Pearls, verstand sich als weitestgehend assimilierter Jude, der den jüdischen Traditionen und Geboten nur an den höchsten Feiertagen folgte. Ansonsten soll Perls eher seine Liebschaften als sein Familienleben gepflegt haben. Gegenüber seinem Sohn verhielt er sich meist sehr grob und nannte ihn unter anderem „ein Stück Scheiße“. Seine Ambitionen Großmeister einer Berliner Freimaurerloge zu werden scheiterten, so dass er daraufhin seine eigene Loge gründete, um sich selbst zum Großmeister zu berufen.
Fritz’ Mutter Amelia hielt sich demgegenüber streng an die orthodoxe jüdische Tradition und schuf im Haus eine Atmosphäre tiefer Frömmigkeit. Obwohl von eher geringer Bildung, interessierte sie sich für Kunst, Theater und Literatur und ließ davon auch ihren Sohn profitieren.
Perls selbst erlebte seine Kindheit trotz der teils widrigen Umstände als glücklich, wozu überwiegend die herzliche Beziehung zu seiner Mutter und zu seinen Schwestern, Tanten und Großeltern beitrug. Als Schüler erwies er sich als talentiert und früh zeigte sich neben seiner Begabung für Schauspiel und Theater auch sein Talent zum Zeichnen und Malen.
Seine Zeit am Gymnasium begann wenig erfolgreich. So wurde er recht bald des Mommsen Gymnasiums verwiesen, was zu einem guten Teil seinem rebellischen Charakter zu verdanken war. Nach einem Wechsel verlief seine Schullaufbahn jedoch erfolgreicher und er schloss das Gymnasium als Klassenbester mit Auszeichnung ab.
Schwerpunkte seiner Jugendzeit bildete vor allem seine Hinwendung zum Theater und zur Oper. In Max Reinhardt sollte er später seinen „ersten Meister“ finden und seine Beschäftigung mit dem Schauspiel führte ihn später mit Lore Perls zusammen und inspirierte ihn zur Entwicklung der Konzentrationstherapie. Dieses Therapiekonzept ähnelte bereits späteren Konzepten der Gestalttherapie.
Die Teilnahme am Schauspielunterricht bei Max Reinhardt verhalf Perls, für sich die Bedeutung der vielfältigen Aspekte des nonverbalen Ausdrucks zu entdecken. Das Lesen der Körpersprache wurde somit zur exzellenten Schulung seiner Wahrnehmung von Doppelbotschaften. Der Unterscheidung von dem, was jemand sagt und wie jemand etwas sagt.
Nach der Lektüre von Freuds Traumdeutung entschied sich Perls zum Studium der Medizin, das er 1921 als Psychiater und Neurologe beendete. Unterbrochen wurde sein Studium durch den 1. Weltkrieg verbundenen mit den Erfahrungen der Sinnlosigkeit des Krieges und den antisemitischen, faschistoiden Entwicklungen in Deutschland.