Es war einmal zu einer Zeit, dass drei kleine Bäume aus der Erde auftauchten und jeder von ihnen hatte einen eigenen Traum.
Die Träume
Der erste Baum sehnt sich danach, eine große Schatzkiste zu werden. Eine Schatzkiste, die im Inneren den größten Schatz tragen würde, der je auf der Welt gewesen war.
Der zweite Baum hatte auch einen Traum. Er wollte ein großes Schiff werden, dass die weitesten Meere überquerte und das den mächtigsten König der Welt sicher tragen würde.
Auch der dritte Baum hatten einen Traum. Er wollte der größte Baum im Wald werden. Wenn die Mensch an ihm auf sehen würden, sollten sie immer höher und höher hinauf schauen, bis zum Himmel. Auf diese Weise würde er ihnen den Weg zu Gott weisen können.
Die Jahre gingen dahin und die Bäume wuchsen und wurden größer. Sie lernten die Jahreszeiten zu erkennen und, dass aus der Öde des Winters die Fruchtbarkeit des Frühlings entspringen würde. Sie lernten, dass neue Fülle nur entstehen kann, wenn vorher im Herbst die Blätter fallen. Es wuchs auf diese Weise die Weisheit in ihnen. Sie wurden alle drei große Bäume, nicht die allergrößten, aber große Bäume.
Der Weg
An einem Tag passierte etwas Unerwartetes. Drei Holzfäller betraten den Wald. Der erste Holzfäller schaut sich den ersten Baum an und dachte, was für ein wundervolle Baum das doch sei. Er wird wundervolle Bretter geben. Und er schwang seine Axt und der Baum empfand einen scharfen Schmerz, als die Axt in sein Holz eindrang. Aber in dem Moment, als er auf die Erde fiel, erinnerte er sich an seinen Traum. Und er dachte bei sich, vielleicht ist das ein Schritt meinen Traum zu erreichen. Denn wenn ich eine große Schatzkiste werden möchte, die den größten Schatz in sich trägt, dann muss ich irgendwie diesen Wald verlassen.
Der zweite Holzfäller betrachtet den zweiten Baum und wahr berührt von der Schönheit dieses Baumes. Und er dachte, was ist das doch für ein wundervolles Holz in dem Baum. Und als eine sein Axt in den zweiten Baum schwang, fühlte auch dieser Baum einen tiefen scharfen Schmerz bis in den Kern seines Wesens hinein. Aber als auch dieser Baum zur Erde fiel, erinnerte er sich daran, ja ein großartiges Schiff werden zu wollen, dass über die Weite des Meeres hinweg segelt und, das in sich einen mächtigen König tragen wird. Und er dachte, vielleicht führt mich das alles zur Erfüllung meines Traumes. Denn um ein großes Schiff zu werden, muss ich diesen Wald verlassen.
Der dritte Holzfäller schaute sich den dritten Baum gar nicht genau an, sondern schwang einfach seine Axt in ihn hinein. Und als der Baum auf den Boden fiel, hatte er keinen Traum an dem er sich hätte festhalten können. Der scharfe Schmerz geschlagen worden zu sein, fiel zusammen mit der Erkenntnis, seinen Traum niemals mehr leben zu können. Dieser Baum würde nie mehr der größte Baum werden können und auf diese Weise den Weg zu Gott zeigen können.
Der erste Baum fühlte sich sehr geehrt. Er wurde zu einer geschäftigen Holzfabrik gebracht wo ein Mann war, der Holz wunderbar verarbeitete. Ja, dachte dieser Baum, das Leben unterstützt meinen Traum. Es führt mich an den Ort, an dem mein Traum geformt werden kann.
Der zweite Baum wurde zu einer Schiffswerft gebracht. Und auch er fühlte sich sehr dankbar. Das Leben unterstützt meinen Traum. Es bringt mich genau an den Ort, an dem mein Traum geformt werden kann.
Nun, der dritte Baum wurde nur zu einen einfachen Platz gebracht, wo Holz recht lieblos gelagert wurde. Er wurde achtlos auf diesen Platz geworfen. Aber es machte ihm nicht mehr aus, denn er war gefühllos geworden. Es hatte keinen Traum mehr in sich, der dazu beigetragen hätte können, das Leben in ihm aufrecht zu erhalten.
Die Enttäuschung
Eines Tage wurde nun das Holz des ersten Baumes genommen. Und der Baum dachte, dies ist nun der Augenblick, an dem ich in meinen Traum verwandelt werde. Darauf habe ich so lange gewartet. Doch gab es an diesem Tag keinen Auftrag für eine Schatztruhe, sondern nur für eine gewöhnliche Futterkiste in die man Heu legen konnte. Und als der Baum erkannte, dass sein Holz in eine globige Holzkiste verwandelt werden sollte, da brach sein Herz. Der Traum, der diesen Baum am Leben erhalten hatte, konnte nicht länger weiterleben.
Einige Jahre später geschah etwas auf der Schiffswerft. Der Schiffshersteller nahm das Holz vom zweiten Baum. Und auch dieser Baum dachte, jetzt ist der Zeitpunkt der Verwirklichung meines großen Traumes gekommen. Ich werde verwandelt in ein großes Schiff und trage den König der Könige über die See hinweg.
Doch an diesem Tag gab es keine Bestellung für ein großes Schiff. Da war nur eine Bestellung für ein einfaches, simples Schifferboot. Und als der Baum erkannte für was sein Holz verwendet werden sollte, da brach es auch ihm das Herz. Denn in diesem Augenblick verlor der Baum seinen Traum.
Die Erfüllung
Die Jahre vergingen in denen der erste Baum eine einfach, globige Futterkiste in einer Scheune auf einer Farm war. Aber eines Tages passierte etwas. Es passierte in der Nacht. Etwas Ungewöhnliches geschah, etwas völlig Unerwartetes. An jenem Abend betraten ein Esel, ein Mann und eine Frau diese Scheune. Und die Scheune war plötzlich erfüllt von einer wundervollen Gegenwart, die hier nie zuvor gewesen war. Später in der Nacht erfüllte dann ein sanftes Schreien eines neugeborenen Babies diese Scheune. Und im frühen Morgen nahm die Frau das neugeborene Baby und legte es behutsam auf das Heu in der Futterkiste.
In jenem Moment war der Traum des ersten Baumes erfüllt worden. Denn, obwohl er in den Augen der Welt weiterhin aussah, wie eine globige Futterkiste fühlte sich im inneren der Baum als die wundervollste und kostbarste Schatzkiste, die es je gegeben hat. Denn in sich trug diese Schatzkiste den wundervollsten Schatz dieser Welt.
Viele Jahre vergingen weiter. Der zweite Baum war ein ausgeleiertes Fischerboot geworden, irgendwo im nirgendwo der Welt. Ein Boot, das versuchte sich irgendwie zusammen zuhalten und zu überleben. Aber etwas sehr ungewöhnliches geschah. Es war wieder am Abend. Das ausgeleierte Boot war bereits in den Hafen hereingebracht worden, doch zu seiner Überraschung begannen einige Fischer es wieder hinaus zu ziehen. Als die vier Männer in das Boot stiegen, war es noch ein sehr ruhiger See. Aber als die Männer die Mitte des Sees erreichten, kam wie aus dem Nichts ein Sturm. Ein großer, heftiger Sturm tat sich urplötztlich auf, und die Wellen dröhnten und schlugen gegen die Planken des Bootes. Das Boote wurde von großer Angst erfüllt, dass es bei diesem Sturm auseinander fiele und die Männer ertränken.
Aber es war auch sehr erstaunt, denn einer der Männer lag in diesem Sturm ruhig schlafend mitten im Boot. Schließlich weckten die anderen Männern diesen Mann. Da stand dieser aufund schaute hinaus in die tosende Schwärze des Sturm. Sodann sprach er sanft die Worte: Friede, Friede, Friede. Fast unmittelbar löste der Sturm sich auf, und die Sterne erschienen wieder am Himmel. Der See wurde ruhig und spielgelglatt. In diesem Augenblick erkannt der zweite Baum, dass sein Traum erfüllt worden war. Denn es fühlte sich wie das großartigste Schiff der Welt, das den größten Herrscher der Welt in sich trug über das weiteste, weiteste Meer hinweg.
Weitere Jahre vergingen. Der arme dritte Baum war einfach vergessen worden und lag gefühllos auf diesem Haufen alten Holzes im irgendwo. Unerwartet und plötzlich tauchten einige Männer mir rauen Stimmen und rauen Händen auf. Sie griffen sich das Holz, um es an einen anderen Ort zu schleppen. Dort nagelten sie die beiden Hauptstücke aneinander.
Dann geschah das Schrecklich. Ein Mann wurde gebracht und auf das Holz des dritten Baumes gelegt. Ein wundervoller Mann und der Baum fühlte das Herz des Mannes schlagen, das auf seinem Holz ruhte. Als dieser Mann auf das Holz genagelt wurde, empfand dieser dritte Baum große Scham. Wie hatte er sich so weit entfernen können von seinen Träumen? Wie hatte dieser Baum doch so verloren gehen können und etwas so anderes werden können, als den Weg zu Gott zu weisen?
Aber etwas Unerwartetes geschah. Drei Tage später stand der Mann, der an den Baum genagelt von den Toten auf. Und seit diesem Moment, seit diesem Tag und wenn Menschen Holz so zueinander gefertigt sehen, wie es der dritte Baum zuletzt gewesen war, zeigt dies in vielen Gegenden der Welt den Weg zu ihrem Gott.
So war auf eine sehr unerwartete Weise auch der Traum des dritten Baumes Realität geworden. Er zeigte nicht als der größte Baum des Waldes hinauf zu diesem weit entfernten Gott am Himmel. Aber als Kreuz zeigt er nun den Weg zum Gott der Verwandlung, und das aus dem Tod heraus Auferstehung geschehen kann.